Kultursensible Kommunikation

Begegnen wir einem anderen Menschen, so sehen wir als erstes sein Äußeres. Wir nehmen die Kleidung, die Hautfarbe oder die Gesichtszüge wahr. Beim näheren Kennenlernen entdecken wir die Rituale, die er zum Beginn oder am Ende der Begegnung – vollzieht. Wir können aus den äußeren „Symbolen“ oder „Ritualen“ die Werte ableiten, die für ihn wichtig sind. Wenn wir diese Person etwas länger kennen lernen, so stoßen wir auf Reaktionen, die uns völlig fremd sind. Wir können sie kaum richtig fassen. Wieso kommt die Person eine Viertelstunde vor der vereinbarten Zeit? Wieso kann sie sich nicht entscheiden? Was habe ich gemacht, dass sie jetzt völlig verärgert reagiert? Wie kann es sein, dass sie mir nicht deutlich sagen kann, was sie will? Ist sie bescheiden oder ängstlich?

Diese so verborgenen „Selbstverständlichkeiten“ sind in der Regel kulturelle Grundannahmen. Über diese legitimieren wir Menschen, was wir in einem Verhalten als richtig oder falsch entdecken.

Wie stark dieser Rückgriff auf die kulturellen Grundannahmen geschieht, hat mit der Situation zu tun in der sich die Menschen befinden. Kommt ein Mensch aus der Flucht, hat dieser mit viel Leid überlebt, wurde gedemütigt, hofft auf eine Rettung. Diese Situationen sind von dem Umstand der Flucht sehr geprägt. Egal wer ihm gegenüber auftritt, diese Erfahrung dominiert. Man kann davon ausgehen, dass Menschen, die all dieses überlebt haben, sich in einem Trauma befinden. In einem Trauma erstarren wir und schließen uns ein, damit wir all das Leid überhaupt aushalten und nicht spüren müssen. Wir funktionieren auf der Oberfläche, doch unterschwellig ist eine große Unsicherheit. In dieser Unsicherheit greifen wir auf die „Grundannahmen“ zurück, die sich ein Leben lang bewährt haben. Wer für längere Zeit im Ausland war, kennt ähnliches. Es ist der Kulturschock. Ein Kulturschock führt von der Überanpassung, in die Ent-Täuschung zu einer realen Beziehung und Austausch. In einer massiven Erfahrung von Abgrenzung und Erniedrigung wird dieser „Schock“ zuerst in die Anpassung führen. Wer aber erlebt, dass diese Anpassung nur zu weiterer Erniedrigung führt, empfindet Hass.

Diejenigen, die mit Menschen mit einem Traumahintergrund arbeiten müssen, haben oft die Schwierigkeit eine klare und konstruktive Haltung zu entwickeln. Die eine Variante ist die Co-Traumatisierung. Sie erstarren ebenso wie ihre Klientel zum Schutz ihrer selbst und greifen auf die ihnen eigenen Grundannahmen zurück. Somit entstehen Ober- und Unterpositionen und mit ihnen Demütigungen und Erniedrigungen bis hin zur Gewalt. Die Co-Traumatisierung kann auch zur anderen Variante – zur absoluten Selbstaufgabe – führen in der die eigenen Grenzen verloren gehen und eine Selbstschädigung folgt. Dies geschieht meist unbewusst und kann bestenfalls mit Hilfe der Supervision (Außensicht) aufgefangen werden.

In der Arbeit mit Menschen auf der Flucht kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu. Flucht ist ein Verhaltensmuster, das wir bei Bedrohungen einsetzen können. Begeben sich Menschen auf eine lange Flucht verstetigt sich dieses Muster. Sie fühlen sich verfolgt und müssen Grenzen überwinden. Sie werden Opfer und brauchen Schutz. Sie sind auf andere angewiesen. Es gibt ein ersehntes Ziel, das mit vielen Hoffnungen besetzt wird. In der Flucht können wir Menschen oft unerträgliche Schmerzen ausschalten und Krankheiten zurück drängen.

Aus der Flucht in eine Ansässigkeit zu kommen ist ein wichtiger Schritt zur Integration. Dazu braucht es Ruhe, Sicherheit und die Möglichkeit, dass dieses ganze Unheil Integriert werden kann. Die Bedingungen mit denen Flüchtlinge aufgenommen werden, sind in den meisten Fällen dafür völlig ungeeignet.

Es wird wahrscheinlich nicht möglich sein, die strukturellen Bedingungen so schnell zu verändern. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, diesen Aspekt in der Kommunikation zu berücksichtigen.

Es geht nicht darum übertrieben „nett“ zu sein. Es geht darum offen für das zu sein, was in Richtung eines Missverständnisses gehen könnte. Dafür braucht es einen Zugang zu den kulturellen Grundannahmen, die in dieser Situation abgerufen werden. Es braucht Werkzeuge, die uns helfen authentisch zu bleiben und doch die Inhalte gut rüber zu bringen. Es braucht Werte, an denen wir uns orientieren können, wenn diese Arbeit zu schwer wird.

Wir haben mit dieser schrecklichen Situation eine einmalige Chance für Europa. Wir können zeigen, dass wir aus der Geschichte gelernt haben. Wir können zu einem weiteren, bunten und vielfältigen Teil dieser Welt werden. Wir können die Grundwerte, die unsere Verfassungen prägen, vermitteln und zu einem Gemeinsamen werden lassen. Dazu können diese Seminare eine Unterstützung sein. Die Ausbildung zur KonfliktberaterIn/Coach nach dem ATCC-Ansatz kann zur professionellen Umsetzung führen.

Unsere Zielgruppen: Menschen, die mit AsylbewerberInnen arbeiten, Menschen, die Menschen auf der Flucht betreuen, PolizistInnen, SozialpädagogInnen, Menschen in Bürgerinitiativen, Menschen, die für die Sicherheit von Einrichtungen für AsylbewerberInnen zuständig sind, Menschen, die als BeraterInnen im Migrationsbereich arbeiten, Erziehende in Kindertagesstätten, Lehrkräfte in Willkommensklassen und KommunalpolitikerInnen.

Wir können bei Ihnen folgende Seminare durchführen:

Modul 1

Tagesseminar: Das 1×1 kultursensibler und situationsbezogener Kommunikation (ATCC) – ein  Einführungsseminar, in dem es um die „Rucksäcke“ geht, die Flüchtende mit sich herumtragen. Es wird zu kulturellen Themen hingeführt und darauf, was in der Kommunikation beachtet werden soll.

Modul 2

Zwei-Tagesseminar: Vertiefte Einführung in eine kultursensible und situationsbezogene Kommunikation (ATCC)

In diesem Seminar geht um die Frage, wie Integration gelingend stattfinden kann. Es geht um kulturelle Identität der Menschen, die zu uns kommen und der, die hier leben. Welche Werte sind für das gemeinsame Leben grundlegend und müssen vermittelt werden? Ein Seminar in dem praktische Tipps für die alltäglichen Herausforderungen vermittelt werden.

 

Sie können an unseren Grundkursen oder Ausbildungen teilnehmen:

 

Grundkurs:

3×3 Tage: Handlungskompetenzen für eine kultursensible und situationsbezogene Konfliktbearbeitung

Ausbildung zur/zum KonfliktberaterIn/Coach (ATCC)

Zweijährige Ausbildung mit 40 Seminartagen, Supervision und Intervisionsarbeit.